Wenn mehrere Menschen zusammenleben, können Spannungen und Konflikte auftreten. Das ist ganz normal. Professionell Pflegende können dazu beitragen, dass Unstimmigkeiten zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeeinrichtungen nicht eskalieren oder zu Gewalt führen. Ein Patentrezept gibt es dabei nicht. Aber es gibt Maßnahmen, die helfen können.
Hier finden Sie einige Tipps dazu.
Umgang beeinflussen
- Verhalten Sie sich respektvoll und zugewandt. So tragen Sie zu einer entspannten Stimmung in Ihrer Einrichtung bei.
- Vermeiden Sie möglichst hektisches und gereiztes Verhalten. Das kann sich auf die Bewohnerinnen und Bewohner übertragen.
- Weisen Sie Personen rechtzeitig darauf hin, wenn deren Verhalten Konflikte auslösen könnte.
- Informieren Sie über das Krankheitsbild Demenz. Bitten Sie um Verständnis für herausforderndes Verhalten.
- Stärken Sie die Beziehungen der Bewohnerinnen und Bewohner untereinander. Weisen Sie beispielsweise auf gemeinsame Interessen hin.
Bedürfnisse beachten
- Lernen Sie die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst gut kennen. Dadurch können Sie besser einschätzen, was zu Konflikten führen könnte und vorbeugend eingreifen.
- Unterstützen Sie Personen, die eher gefährdet sind, Gewalt zu erfahren. Wenden Sie sich ihnen besonders zu. Helfen Sie dabei, anderen Grenzen aufzuzeigen.
- Bieten Sie individuell angemessene Beschäftigung an.
Auslöser vermeiden
Besprechen Sie im Team, wie Sie Konfliktauslöser vermeiden können:
- Verändern Sie Abläufe in der Einrichtung, die zu Konflikten zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern beitragen.
- Schaffen Sie klare Regeln, zum Beispiel ob man in Gemeinschaftsräumen Sitzplätze reservieren darf oder nicht. Machen Sie diese Regeln bekannt.
- Sorgen Sie dafür, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner möglichst ungehindert bewegen können. Schaffen Sie zum Beispiel Platz in Gemeinschaftsräumen und Fluren.
- Verlängern Sie die Zeiten, in denen Mahlzeiten angeboten werden.
- Legen Sie für Menschen mit Demenz Dinge „zum Mitnehmen“ bereit. Dadurch wird es weniger wahrscheinlich, dass sie Sachen mitnehmen, die anderen gehören.
- Vermeiden Sie unnötigen Lärm wie zu laute Fernsehgeräusche.
- Sorgen Sie möglichst für eine räumliche Trennung von Personen, zwischen denen Konflikte bestehen.
Kompetenzen verbessern
Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie Kompetenzen im Team verbessern können:
- Nutzen Sie Angebote zur Fortbildung für professionell Pflegende, etwa zum Krankheitsbild Demenz und zum Umgang mit herausforderndem Verhalten. Bitten Sie Ihren Arbeitgeber um Unterstützung.
- Erweitern Sie Ihr Wissen, beispielsweise über den Einfluss von Licht und Lautstärke auf das Zusammenleben in der Einrichtung.
- Führen Sie Fallbesprechungen durch.
- Legen Sie einrichtungsinterne Richtlinien und Verfahren zum Umgang mit Konflikten fest.
- Qualifizieren Sie einzelne Beschäftigte, zum Beispiel durch eine Schulung im Konfliktmanagement oder ein Deeskalationstraining. Ernennen Sie Beauftragte zur Prävention von Gewalt und Konflikten.
Rahmenbedingungen gestalten
Besprechen Sie als Führungspersonal auf Leitungsebene, welche Rahmenbedingungen in der Pflegeeinrichtung zur Gewaltprävention beitragen können:
- Fördern Sie eine respektvolle und vertrauensvolle Kommunikation und Fehlerkultur in der gesamten Organisation.
- Bieten Sie Fortbildungen/Schulungen zur Gewaltprävention für alle Mitarbeitenden an.
- Geben Sie klare Werte und Handlungsrichtlinien vor.
- Planen Sie den Personaleinsatz angemessen, um Ihre Beschäftigen zu entlasten.
QUELLEN
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AKTUALISIERT
am 5. Juni 2020
AUTOREN
S. Garay, K. Lux, D. Sulmann, D. Väthjunker