Gewaltsame Vorfälle können erhebliche körperliche und psychische Folgen für die betroffenen Personen haben. Eine genaue Beobachtung ist daher wichtig. Zudem sollten die Ursachen geklärt werden, um weiteren Konflikten vorzubeugen.
Wichtige Voraussetzung ist eine gute Informationsweitergabe. Dabei wird auch das Vorgehen besprochen. Die Ergebnisse einer ärztlichen Untersuchung und die Dokumentation des Vorfalls können als Beweismittel für die Polizei oder vor Gericht dienen.
Hier finden Sie einige Hinweise, was nach gewaltsamen Vorfällen getan werden sollte.
Beteiligte ansprechen
- Sorgen Sie dafür, dass die Personen, die Gewalt erfahren haben, Trost und Unterstützung erhalten.
- Besprechen Sie den Vorfall in Ruhe nacheinander mit allen Beteiligten. Warten Sie aber, bis diese sich beruhigt haben.
- Hören Sie gut zu und zeigen Sie Verständnis.
- Bitten Sie auch um Verständnis für die Position oder das Verhalten der anderen Beteiligten. Erklären Sie beispielsweise, wenn das Verhalten ein Symptom einer Erkrankung ist.
- Machen Sie Lösungsvorschläge.
Informationen weitergeben
- Informieren Sie Ihre Vorgesetzten zügig über den Vorfall, etwa die zuständige Pflegefachperson oder die Schichtleitung. Verständigen Sie bei größeren Konflikten auch die Wohnbereichsleitung und die Pflegedienstleitung. Berichten Sie möglichst genau, was Sie beobachtet haben. Geben Sie auch wieder, was andere geschildert haben.
- Veranlassen Sie bei Anzeichen für körperliche Gewalt eine ärztliche Untersuchung. Rechtsmedizinische Untersuchungsstellen sind auf die Begutachtung und Dokumentation von Verletzungen spezialisiert. Kontaktdaten hat die Deutsche Gesellschaft für Rechtsmedizin aufgelistet.
- Informieren Sie gegebenenfalls die Angehörigen der beteiligten pflegebedürftigen Personen und den rechtlichen Betreuer oder die rechtliche Betreuerin.
- Überlegen Sie gemeinsam mit Ihren Vorgesetzten, ob die Polizei informiert werden sollte. Berücksichtigen Sie dabei die Garanten- und Schweigepflicht, die Sie gegenüber den beteiligten Personen haben. Die Hochschule Fulda stellt dafür Handlungs-Empfehlungen zur Verfügung. Das Wichtigste ist in einer Pocketversion zusammengefasst.
Vorfall dokumentieren
- Dokumentieren Sie den Vorfall im Pflegebericht: sachlich, für andere nachvollziehbar und genau. Beschreiben Sie unbedingt auch die Gewaltfolgen, zum Beispiel die psychische Verfassung, Schmerzen, Hämatome oder Kratzwunden.
- Nutzen Sie zur Dokumentation auffälliger Befunde ein mit der Leitung abgestimmtes Wund- oder Verletzungsprotokoll. Kostenlose Vorlagen finden Sie zum Beispiel unter www.befund-gewalt.de.
Geschehnisse aufarbeiten
Regen Sie eine Fallbesprechung an: Welche Ursachen und Auslöser könnten zu dem Konflikt geführt haben? Haben Pflegende mit ihrem Verhalten oder die Abläufe in der Einrichtung dazu beigetragen? Und was wird getan, um solchen Vorfällen vorzubeugen?
QUELLEN
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AKTUALISIERT
am 5. Juni 2020
AUTOREN
S. Garay, K. Lux, D. Sulmann, D. Väthjunker