FEM vermeiden

Wie kann ich freiheitsentziehende Maßnahmen vermeiden?

Besonders bei Menschen mit Demenz werden nicht selten freiheitsentziehende Maßnahmen (FEM) eingesetzt. Meist ist es das Ziel, einen Sturz oder andere gesundheitliche Gefahren zu verhindern. Doch FEM schaden mehr, als dass sie nutzen. Daher sind sie grundsätzlich zu vermeiden. Allgemeingültige Lösungen gibt es dafür nicht. Vielmehr gilt es, individuell geeignete Maßnahmen zu finden.

Hier finden Sie einige Tipps, um FEM zu vermeiden.

Alternativen zu FEM: Stürze vermeiden

Je weniger sich eine Person bewegt, desto stärker nehmen Muskelkraft und Bewegungs-Fähigkeit ab. Das erhöht das Sturz-Risiko. Daher ist es wichtig, so gut wie möglich mobil zu bleiben und dabei Stürzen vorzubeugen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, zum Beispiel:

  • Trainieren Sie Muskelkraft und Gleichgewicht.
  • Markieren Sie Schwellen und Treppen besonders auffällig.
  • Beseitigen Sie Stolperfallen.
  • Bringen Sie Haltegriffe im Bad und Flur an.
  • Achten Sie auf rutschfeste Schuhe oder Socken.
  • Sorgen Sie für gute Beleuchtung.
  • Nutzen Sie Hilfsmittel, um Verletzungen bei einem Sturz zu minimieren, etwa Sturz-Matten.
  • Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin, ob die Medikamente das Sturz-Risiko erhöhen. Erkundigen Sie sich, ob dann die Medikation umgestellt werden kann.
  • Holen Sie sich individuelle Anregungen: Spezialisierte Beratungsstellen helfen, die Wohnung sicherer zu gestalten.
  • Für die professionelle Pflege gibt es einen Expertenstandard des DNQP zur Sturz-Prophylaxe. Er beschreibt, wie das Sturz-Risiko erkannt, Stürze systematisch erfasst und pflegebedürftige Menschen angemessen unterstützt werden können.

Weitere Tipps gegen Stürze finden Sie auf dem ZQP-Onlineportal Prävention in der Pflege.

Alternativen zu FEM: Gesundheits-Gefahren reduzieren

Insbesondere Menschen mit Demenz können Gefahren oft nicht richtig einschätzen. Sie sind daher gefährdet, sich im Alltag zu verletzen. Schon kleine Maßnahmen können helfen, sie zu schützen. Zum Beispiel:

  • Verwenden Sie technische Hilfsmittel wie Rauchmelder, Herd-Sicherung oder Wasser-Regulator.
  • Entfernen Sie Gefahren-Quellen wie Feuerzeug, Putzmittel oder scharfe Messer.
  • Zieht die pflegebedürftige Person Sonden oder Katheter immer wieder heraus? Verbergen Sie die Schläuche unter der Kleidung. Oder befestigen Sie sie mit Pflastern. Außerdem wichtig: Sonden und Katheter sollten nur solange liegen, wie sie wirklich benötigt werden. Fragen Sie den Arzt oder die Ärztin, ob es Alternativen dazu gibt.

Alternativen zu FEM: herausforderndem Verhalten begegnen

Der Umgang mit sehr unruhigen oder gar aggressiven pflegebedürftigen Menschen kann stark herausfordern, manchmal auch überfordern. Viele Pflegende fühlen sich dann hilflos. Mitunter reagieren Sie mit Gewalt. Doch es gibt einige Möglichkeiten, herausforderndem Verhalten hilfreich zu begegnen.

  • Suchen Sie nach der Ursache für das Verhalten. Ist es Bewegungs-Drang, Angst im Dunkeln oder Langeweile? Auch Ereignisse aus dem früheren Leben können eine Rolle spielen.
  • Lässt sich die Ursache beheben? Dann machen Sie gezielte Angebote: Sorgen Sie für ausreichend Bewegungs-Möglichkeiten. Schalten Sie ein Nachtlicht ein. Oder bieten Sie vertraute Tätigkeiten an. Berücksichtigen Sie dabei Erfahrungen, Interessen und Lebenslauf. Stimmen Sie sich dazu mit allen an der Pflege Beteiligten ab. In der professionellen Pflege eignen sich sogenannte Fallbesprechungen, um Ursachen und Lösungen für das Verhalten zu finden. Darin sollten auch Angehörige, gesetzlich Betreuende oder Ärzte und Ärztinnen einbezogen werden.
  • Holen Sie geronto-psychiatrischen Rat ein, wenn folgende Symptome wiederholt auftreten: Unruhe, Schlaf-Störungen, Schreien, Sinnes-Täuschungen oder Aggressivität.
  • Informieren Sie sich gezielt, wie Sie mit herausforderndem Verhalten umgehen können. Solches Wissen wird beispielsweise in Pflegekursen für Angehörige vermittelt. Für professionell Pflegende gibt es ein umfangreiches Angebot an Fort- und Weiterbildungen.

QUELLEN
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP). (Hrsg.). (2015). Verantwortungsvoller Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen in der Pflege: Leitfaden des Bayerischen Landespflegeausschusses. München: StMGP. Link
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (Hrsg.). (2013). Expertenstandard Sturzprophylaxe in der Pflege (1. Aktualisierung 2013). Osnabrück: DNQP.
Köpke, S., Meyer, G., Abraham, J., Möhler, R., Henkel, A., & Kupfer, R. (2015). Leitlinie FEM: Evidenzbasierte Praxisleitlinie Vermeidung von freiheitseinschränkenden Maßnahmen in der beruflichen Altenpflege. Universität zu Lübeck; Martin‐Luther‐Universität Halle‐Wittenberg. Link
Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes. (Hrsg.). (2015). „Mehr Freiheit in der Pflege wagen“: Alternativen zu Freiheitsentziehenden Maßnahmen: Informationen für Pflegekräfte zu Risiken und Alternativen. Saarbrücken: Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarlandes.

AKTUALISIERT
am 28. Juni 2019

AUTOREN
D. Sulmann, D. Väthjunker